Papst Franziskus und der Klaps

Das Hauptthema, das wir heute zu bedenken geben, befasst sich mit Äußerungen von Papst Franziskus und dem Klaps. Aufregung gab es schon, als er zum ersten Mal solche Bemerkungen machte. Manch einer dachte: „Na, das ist ihm wohl so herausgerutscht.“ Doch nein, es ist ihm ernst. Denn inzwischen hat er noch eins draufgesetzt. Doch lesen Sie selbst!

Vorher gibt es noch einige andere Lesefrüchte: Haben Sie gelesen? Auch darüber können wir miteinander sprechen. Wir erinnern an einige unserer Veranstaltungen, weisen hin auf Gottesdienstangebote. Am Ende finden Sie noch einige Nachrichten, die auch Beachtung verdienen.

Haben Sie gelesen?

Veranstaltungen

  • Glaubensgespräch an St. Ignatius, Essen, An St. Ignatius 8
    Donnerstag, 11. Juni 2015
    19.00 Uhr Gottesdienst
    19.30 Uhr Gespräch im Gemeindesaal:
    Papst Franziskus – wieviel Moral braucht unsere Wirtschaft?
    (mit Klaus Winkelmann)
  • Erstes Kamingespräch in der Fürstin-Franziska-Christine-Stiftung
    Freitag, 19. Juni 2015, 19.00 Uhr
    Prof. Hans Waldenfels mit Thomas Kufen, MdL:
    Welche Rolle spielen die Religionen in der Integration?
  • Ausstellungsbesuch auf Zollverein „Werdendes Ruhrgebiet“
    Montag, 22. Juni 2015, 15.00 Uhr
    Treffepunkt: Besucherzentrum des Ruhr-Museums (über die Rolltreppe der Kohlenwäsche) im Kasssenbereich
    Anmeldungen über jolanta.noelle@zollverein.de
    Eintrittspreis: 5.00 €

Gottesdienste für Akademiker und Studenten:

  • Sonntags in St.Ludgerus und Martin, Essen-Rüttenscheid, Wehmenkamp 11-17, 18.30 Uhr mit Prof. Dr. Markus Tiwald oder einem Vertreter
  • Sonntag, 14.06., 9.00 Uhr, Choralamt in der Basilika Essen-Werden mit dem W.K.St.V.Unitas Ruhrania Bochum – Duisburg-Essen – Dortmund.

Was meinen Sie?
Papst Franziskus und der Klaps

Meinung 1: Wo bleibt die Würde des Papstes. Sollen wir unsere Kinder wieder durch Schläge züchtigen?

Meinung 2: Zunächst müssen wir klären, was Franziskus wirklich sagte.
Der Text im Wortlaut: Einmal habe ich bei einem Treffen einen Vater sagen hören: „Manchmal muss ich meine Kinder ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen.“ Der Papst fuhr fort: „Wie schön, er (der Vater) hat Sinn für Würde. Er muss bestrafen, aber er tut es gerecht und geht dann weiter.“ (SZ Nr.37 vom 14./15.2.2015)

1: Ach so, er sprach von der Würde. Wieso hat sich die Presse wegen der Worte des Papstes so aufgeregt?

2: Typisch deutsch, es gab einen Aufschrei in der Bundes-Kita. Die Familienministerin Manuela Schwesig sagte: „Vollkommen inakzeptabel“. Die Grünen sagten: „Eine Missachtung der UN-Kinderrechtskonvention“. Die Linke warnte, die vom Papst beschriebene Erziehungsmethode sei „strafbar“. Die Deutsche Kinderhilfe meinte: „Völlig daneben“. Und der Spiegel schreibt: „Der Papst hat einen Hau“.

1: Es gibt tatsächlich Situationen, in denen Eltern in Grenzbereiche der Erziehung vorstoßen, aber was sollen sie machen, sie wollen doch keine Schwäche zeigen?

2: Typisch deutsch ist die in bestimmten Kreisen ritualisierte Empörung als kleinster moralischer Nenner einer vollständig in Watte gepackten, angesichts ihrer widerspenstigen Kinder leicht überforderten Gesellschaft.

1: Aber § 1631 BGB verpflichtet zur gewaltfreien Erziehung.

2: Das ist gut so, es gab in Deutschland Zeiten, in denen mit dem Rohrstock geprügelt wurde. Von Schlägen, oder vom Rohrstock sprach der Papst nicht, lediglich von einem würdevollen Klaps.

1: Immer diese Übertreibungen, also ist man gegen unseren Papst Franziskus, und zwar sind dies nur bestimmte Personen, die in der Presse lautstark schreien.

2: So ist es! Eine Kindergärtnerin erzählte: Vater und Mutter klagten über ihren Sohn, der sie regelmäßig ins Gesicht schlug. Antwort der Kindergärtnerin: Schlagen sie zurück! Dann hört er sofort damit auf. So war es, Grenzen müssen auch in der Erziehung gezogen werden und klar erkennbar für Kinder sein.

1: Wir übertreiben in vielen Dingen und fallen von einem Extrem ins nächste und denken zu wenig über die Dinge nach.

2: Die Mütter des Volks der Nso in Kamerun blasen ihren Babys ins Gesicht, damit kein zu enger Blickkontakt zu ihren Kindern entsteht, weil sie bald wieder raus aufs Feld müssen. Eine enge Mutter-Kind-Beziehung wäre nur hinderlich, aber hier kümmert sich die Großfamilie um den Nachwuchs.

1: Jetzt verstehe ich warum wir so viele Mütter haben, die unter Erschöpfung leiden, oder einen Burnout haben.

2: Verstanden, bei uns ist das Feld der Nso für viele Mütter das „Büro“, die Puste ist die „Erziehung“, und Großfamilien werden immer seltener bei uns.

1: Versuchen wir weiter unserem Nachwuchs freundlich und gerecht zu begegnen. Er braucht Liebe, Hoffnung und Menschlichkeit, zumindest solange er noch auf uns hört.(mb)

Gewalt gegen Kinder – der Klaps!?

„Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen sind unzulässig.“ So steht es seit 2002 im bürgerlichen Gesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland.

„Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes definiert körperliche Züchtigung als jede Bestrafung, bei der körperliche Gewalt angewendet wird und die die Absicht verfolgt, einen bestimmten Grad an Schmerzen oder Beschwerden hervorzurufen, wie geringfügig diese auch sein mögen.
Eine von UNICEF durchgeführte Befragung von Kindern kam zu dem Ergebnis, dass Kinder sich die Gelegenheit wünschen, über Dinge zu sprechen, und nicht geschlagen oder angeschrieben werden möchten.

Kinder lernen von dem, was ihre Eltern machen, nicht von dem, was sie sagen. Positivere Formen der Disziplin bringen ihnen bei, über andere und die Folgen ihres Handelns nachzudenken. (Verbot der körperlichen Züchtigung von Kindern https://wcd.coe.int/com.instranet.InstraServlet?command=com.instranet.).

Das hier Gesagte, aus einer Veröffentlichung des Europarates, ist sicherlich richtig. Welche Erziehungsmittel setzt man aber bei Kleinkindern ein, die noch nicht fähig sind „über Dinge zu sprechen“ und „über die Folgen ihres Handelns nachzudenken“, wenn sie sich z. B. trotz angemessener, wiederholter Ermahnung immer wieder in eine gleiche, nicht ausschließbare Gefahr begeben? Hier war der Klaps angesiedelt. Ob damit überhaupt ein bestimmter, wenn auch noch so geringfügiger Grad an Schmerzen oder Beschwerden (siehe obige Definition) in Anbetracht des Windelpakets hervorgerufen wurde, ist fraglich. Aber die Ermahnungen durch Worte und Gesten erhielten dadurch einen gewissen Nachdruck. Infolge des technischen Fortschritts in der Babybekleidung sind dicke Windeln nun aber out.

„In der Erziehung ist körperliche Gewalt seit zwölf Jahren gesetzlich verboten, verschwunden sind Schläge aber noch lange nicht. Das ergab eine Studie des Forsa-Instituts. Die Deutsche Kinderhilfe spricht von ’dramatischen Zahlen’.

Gewalt gegen Kinder ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen. Die körperliche Züchtigung in der Erziehung ist seit dem Jahr 2000 per Gesetz verboten. Nach Angaben des Deutschen Kinderschutzbundes stimmen diesem Grundsatz inzwischen auch mehr als 90 Prozent der Eltern zu. Doch erst ein gutes Drittel schaffe es, sich auch konsequent daran zu halten. Die Mehrheit greife zu leichten körperlichen Strafen vom spürbaren Klaps bis zur Ohrfeige. Nur eine Minderheit von rund 14 Prozent erzieht nach einer Analyse der Kinderschützer noch mit einer schmerzhaften Tracht Prügel – oder gar mit Stockschlägen. Die tägliche Gewalt gegen Kinder müsse einen Aufschrei in der Gesellschaft hervorrufen, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kinderhilfe, Georg Ehrmann.“ (Artikel vom 22. Mai 2012, Süddeutsche Zeitung: Studie zu Gewalt an Kindern – Viele Eltern schlagen immer noch zu … http://www.sueddeutsche.de/leben/studie-zu-gewalt-an-kindern-viele-elt.) …

Unter dem Begriff „Gewalt“ im hier gemeinten Kontext findet sich im Bedeutungswörterbuch: „Anwendung physischer Stärke“. Die „körperliche Züchtigung“ ist definiert als „durch Schläge hart strafen“. Wer immer gegenüber einem Kind körperliche Strafe anwendet, sei es nur ein leichter Klaps oder eine saftige Tracht Prügel, ist in gleicher Weise ein Gewalttäter. So sagt das Gesetz.

Unbeugsam muss Fehlverhalten gebrandmarkt werden! – das vertrat schon in der Antike Zenon, der Begründer der Stoa (4. Jh. v. Chr.). Cicero (1. Jh. v. Chr.) fasst dessen Haltung folgendermaßen zusammen: “Alle schuldhaften Vergehen sind gleich, jeder Fehltritt ist ein frevelhaftes Verbrechen und nicht weniger vergeht sich, wer einen Hahn im Hühnerhof ohne Notwendigkeit tötet, als wer seinen Vater erdrosselt.“ (Fuit enim quidam summo ingenio vir, Zeno, cuius inventorum aemuli Stoici nominantur. Huius sententiae sunt et praecepta eius modi (…) omnia peccata esse paria; omne delictum scelus esse nefarium, nec minus delinquere eum qui gallum gallinaceum, cum opus non fuerit, quam eum qui patrem suffocaverit; (Cicero, Pro Murena 61)

Was hat sich wohl der Dichter Eduard Mörike gedacht (er selbst hatte mehrere Geschwister und war eines der mittleren Kinder), als er in seinem Gedicht „Selbstgeständnis“ (1837) ein Einzelkind sagen lässt:

Ich bin meiner Mutter einzig Kind,
Und weil die andern ausgeblieben sind,
Was weiß ich wie viel, die sechs oder sieben,
Ist eben alles an mir hängen blieben;
Ich hab müssen die Liebe, die Treue, die Güte
Für ein ganz halb Dutzend allein aufessen,
Ich wills mein Lebtag nicht vergessen.
Es hätte mir aber noch wohl mögen frommen,
Hätt ich nur auch Schläg für Sechse bekommen. (M.D.)

Eine Fortsetzungsgeschichte (nach kath.net vom 30.5.2015):

‚Kritik kam vor allem aus Ländern mit liberalen Abtreibungsgesetzen‘

Seine Aussage über „zwei, drei Klapse“ als Erziehungsmittel sei in den Ländern mit den liberalsten Abtreibungsgesetzen am schärfsten zurückgewiesen worden. Das sei einer der Widersprüche unserer Zeit, sagte Papst Franziskus.

Vatikanstadt/Buenos Aires (kath.net/jg)

Es sei „merkwürdig“, dass in manchen Ländern das Gesetz Eltern verbietet ihre Kinder zu schlagen, aber erlaubt, dieselben Kinder vor der Geburt zu töten. Das sagte Papst Franziskus in einem Interview mit der argentinischen Zeitung „La Voz del Pueblo“. „Das sind die Widersprüche, mit denen wir heute leben“, sagte er wörtlich gegenüber dem Journalisten Juan Beretta.

Franziskus bezog sich auf eine Bemerkung über die „zwei, drei Klapse auf den Hintern“ von Kindern, die ihm im Februar dieses Jahres einige Kritik eingebracht hatte. kath.net hat berichtet. Er sei sich bewusst, dass diese Aussage viele negative Reaktionen hervorgerufen habe, sagte der Papst gegenüber La Voz del Pueblo. Es sei aber eigenartig, dass die schärfste Kritik aus den Ländern mit den liberalsten Abtreibungsgesetzen gekommen sei, fügte Franziskus hinzu.

Der Papst hatte im Interview wörtlich festgestellt: „Das stimmt, heute haben sich die Methoden der Bestrafung von Kindern geändert, man ist da inzwischen sensibler. Früher bekam man zwei Ohrfeigen und das war es dann. Ich sage immer: ‚Schlage ein Kind nie ins Gesicht, denn das Gesicht ist heilig, aber zwei, drei Klapse auf den Hosenbund sind nicht schlecht“. Das habe ich auch einmal in einer Generalaudienz gesagt und einige Länder haben mich dafür kritisiert. Es sind Länder, die sehr strenge Kinderschutzgesetze haben… der Papst kann so etwas nicht sagen. Bemerkenswerterweise sind es aber diese Länder, die einen Vater oder eine Mutter dafür bestrafen, dass sie ein Kind schlagen, die Gesetze haben, die das Töten von Kindern vor der Geburt erlauben. Dies sind die Widersprüche, in denen wir heutzutage leben.“

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